Timesharinggemeinschaft Kurpark-Residenz Deidesheim
1993 - 1998
1992
Die Geschichte des größten Timeshare-Betruges im deutschsprachigen Raum geht in die nächste Runde. Nachdem die Firmengruppe Century aus Hamburg ihr Vertriebsnetz im Süden Deutschlands ausgebaut hatte, machten sich die Verantwortlichen für den Süddeutschen Raum Gedanken über ein eigenes Geschäft. Bereits seit 1988 verkauften die Spitzenleute des Century-Betrugs-Konsortiums Nutzungsrechte an der Ferienanlage Todtmooser Hof, am Ferienclub Cala Vadella und am Timeshare-Resort Alpenrose. Mit Produkten wie 'Condor Ferienclub', 'Viva Ferienclub' oder 'Birdy Ferienclub' wurden Tausende Käufer über den Tisch gezogen.
Nach der Trennung der Mutterstadter Filiale von der Hauptverwaltung in Hamburg gründeten die früheren Century-Spitzenverkäufer H. und seine Lebensgefährtin B. die 'RC [...] GmbH & Co. KG'. Diese Firma erwarb 1992 einige Wohnungen in der Deidesheimer Ferienwohnungsanlage Kurpark-Residenz.
1993
Nachdem in den Grundbüchern zu den erworbenen Wohnungen Nutzungsrechte eingetragen wurden, begann die RC mit dem Verkauf der Nutzungsrechtsbruchteile. Die Kunden wurden mittels fingierter 'Umfragen' zu ihrem Reiseverhalten mit anschließendem 'Gewinn' in Verkaufsgespräche gelockt. In den Folgejahren wurden mehrere Hundert Personen oder Paare durch Präsentationen getourt und oftmals mit falschen Versprechungen zur Unterzeichnung des Kaufvertrages veranlasst.
Um sich nicht nur die Gewinne aus dem Verkauf der Nutzungsrechte, sondern auch zukünftig weitere Einnahmen aus der Verwaltung der Timesharinggemeinschaft zu sichern, wurde die auch für den Verkauf der Nutzungsrechte eingesetzte Firma 'HTH GmbH' der Beteiligten B. als Verwalterin der Gemeinschaft bestellt. Diese nutzte ihre Position, um die Gelder der Gemeinschaft zweckfremd zu verwenden. Sie finanzierte sich ihre Betriebskosten aus der Kasse der Timesharer und setzte die von der gemeinschaft bezahlten Arbeitskräftze für ihre eigenen Zwecke ein.
1995
Erste juristische Schritte gegen die HTH führten zum Konkurs des Unternehmens. Die Firma 'FEWO GmbH', ein weiteres Scheinunternehmen der RC-Drahtzieher übernimmt die Verwaltungstätigkeit.
1996
Die Staatsanwaltschaften Hamburg und Kaiserslautern beginnen, Untersuchungen zu den Aktivitäten der Century-Gruppe, Ihrer Ableger und auch Nachfolger anzustellen. H., Spitzenverkäufer der Century und einer der Drahtzieher hinter der RC, setzt sich nach Venezuela ab und beginnt, sein Mini-Imperium umzustrukturieren. Die Wohnungen der RC werden an Strohmänner und Frauen 'verkauft', in Venezuela werden neue Firmen gegründet:
- WTT - World Travel Touristico S.A.
- Inversiones Holiday World International S.A.
Die Vertriebsbüros im Rhein-Neckar-Raum und im Rhein-Main-Gebiet werden geschlossen, der Vertrieb wird nach Berlin, Dresden, Chemnitz, Jena und andere Städte in den neuen Bundesländern verlegt.
Im Herbst fordert die FEWO GmbH die Timesharer wieder zu einer Nachzahlung der Verwaltungsgebühren auf. Erste Timesharer werden stutzig und fangen an, die Geschichte zu hinterfragen.
1997
Im Frühjahr wird durch eine kleine Gruppe von Timesharern ein Anwaltsbüro in Heidelberg mit der Wahrnehmung der Interessen dieser Timesharer beauftragt. Innerhalb weniger Monate ermittelt diese kleine Schar die Namen und Adressen nahezu aller Nutzungsberechtigten der Timesharinggemeinschaft Kurpark-Residenz. Die Heidelberger Anwälte veranlassen die FEWO GmbH nach nur drei Monaten, eine Versammlung einzuberufen. Anläßlich dieser Versammlung am 20.11.1997 wird der Verwaltungsvertrag mit der FEWO GmbH fristlos gekündigt und der Rechtsanwalt Fritz Bornemann mit einer sechsmonatigen Übergangsverwaltung betraut.
1998
Im Januar beschließt der Beirat der Timesharinggemeinschaft, den Namen der Gemeinschaft zu ändern. Als vorläufiger Name wird "Ferienanlage Deidesheim - Haus Mandelgarten" gewählt. Zur Versammlung der Timesharer am 23.05.1998 werden mehrere Namensvorschläge unterbreitet und zur Beschlußfassung vorgelegt. Zwischenzeitlich hatte der Beirat auch mehrere Angebote für eine neue Verwaltung eingeholt und nach einer ersten Sichtung zwei der Bewerber zur Versammlung im Mai eingeladen. Störversuche der Geschäftsführerin der FEWO GmbH im Vorfeld der Versammlung - Entwendung von Akten aus den Räumen der Gemeinschaft, verleumderische Briefe an einige Timesharer u.a. - brachten nicht den gewünschten Erfolg.
Mit einem fast 100-prozentigen Ergebnis wurde der Name der Gemeinschaft anläßlich dieser Versammlung in "Timesharinggemeinschaft Residenz Mandelgarten Deidesheim" geändert. Die straf- und zivilrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen aus vergangenen Tagen wurde im Rahmen vertretbarer Risiken beschlossen.